Mittwoch, September 27, 2006

Käse!

Die von mir häufig besuchte Internetseite fakejazz, gefällt nicht nur wegen des knorken Namens, sondern auch wegen der Bandbreite an Themen, der sich in Reviews oder Artikeln angenommen wird. Das Hauptaugenmerk liegt hier selbstredend auf Musik, ähnlich wie bei noiseweek bewegt sich fakejazz im Spannungsfeld von Noise, Drone, Free Form Folk, Improvisation und Rock mit Prefix (Noise, Indie, Math etc.). Relativ aktuell wurde die neue Platte von The USA is a Monster 'Sunset at the End of the Industrial Age' besprochen, die an der Grenze zwischen modernem Progrock und Noiserock wandelt. Außerdem findet sich im Archiv ein Review zur letzten Shellac-Platte '1000 Hurts', das sich zu der recht eigentümlichen Aussage versteigt, daß auf '1000 Hurts' der Kampf der nerdigen, kontrollierten, intellektuellen Seite mit dem Schulhofschlägeranteil der Band zu hören wäre und sich beide schlußendlich auf den Kompromiss einigten "to create an emo album of sensitive love songs for everyone to enjoy." Naja, nicht ganz abwegig, aber ich hör Shellac halt anders...
Ausser aktuellen Reviews gibt es noch die Kategorie 'Cooler than You' in der Klassiker unabhängiger Rockmusik abgefeiert werden, hier sei besonders der Artikel über die Pop Group empfohlen.
Aber auch für fernsehphile Leser oder Kinoenthusiasten hält fakejazz einiges bereit, neben dem obligatorischen Review der gerade (in den USA) aktuellen 'Gilmore Girls'-Episode, gibt's auch Filmbesprechungen, wie z.B. von Serenity.

Ein besonderer Leckerbissen sind allerdings die Werbebanner, dort wird nicht etwa zum Kauf einer DVD, von Klingeltönen oder zum Wechsel des Internetproviders aufgefordert, sondern die nur wirklich wichtigen Informationen schaffen es in den fakejazzschen Werbeblock, wie etwa cheese.com.

Leider nur in Englisch! Hier gehts zu 'ner deutschen Käseseite...

Dienstag, September 19, 2006

Oneida

Oneida sind eine Rockband aus New York City. So weit, so unspektakulär. Hier gibt's keinen Strokes-mäßigen 60s Rock oder interpoligen - eigentlich von Joy Division inspirierten - (New) New Wave und auch keinen Black Dice-"Noise", sondern leicht beschädigten, psychedelischen Rock mit Anleihen bei Math- oder auch Art-Rock, ebensowenig lassen sich Punk wie auch Hardcore a la Minutemen als Einfluß leugnen, also eher als Haltung denn als Stil. Wahscheinlich erklärt sich so der auffällige Verzicht auf Gitarrensoli. Aber auch leicht dronige Sounds oder Saxophone verirr(t)en sich immer wieder mal in ihre Musik.

Oneida ironisieren Rock nicht tongue-in-cheek-haft oder geben sich so eklektizistisch wie möglich, um geschmäcklerisch die Hipster und Indiechecker zu verwöhnen. Deswegen heißt es völlig programmatisch auf "Come On Everybody Let's Rock" "I Love Rock". Nur halt nicht einfach so. Nicht als machohaftes Attitüden-Ding oder als gewiefter Identitätswitz, sondern als Möglichkeit eine eigene Sprechart von Rock zu entwickeln, die keine emomäßige Weinerlichkeit, sondern den Willen zu echtem Außenseitertum artikuliert. Und die jeden einlädt, der Augen und Ohren hat auch die Zwischentöne und die Fehler im eigenen Ansatz zu feiern, damit es am Rand nicht so einsam wird. Das geht natürlich nicht ohne ordentlich Intensität, aber trotzdem geraten sie keinmal in die Nähe davon, Rock breitbeinig und mit einem Fuß auf der Monitorbox R-A-W-K zu buchstabieren. Dieses Geschick, sich vor den größten Peinlichkeiten von Jungensrockmusik fernzuhalten, verdanken sie wohl einer ausgeprägten Vorliebe für Kraut-Rock und Captain Beefheart.

Daß so ein ehrgeiziges Projekt auch mal daneben gehen kann, zeigt leider das neueste Album "Happy New Year", das zwar alles bietet was an Oneida toll ist, aber insgesamt einfach zu unentschlossen wirkt. Ganz anders als sein monolithischer Vorgänger "The Wedding". Die unterschiedliche Umsetzung zeigt natürlich auch, daß Oneida nicht gewillt sind sich einfach zu wiederholen. Happy New Year war, ob als Scherz oder nicht, als dreifach Vinyl-Album angekündigt, wurde dann aus Gründen geistiger Gesundheit, oder weil man vielleicht doch nicht zu nah an Progrock oder Grateful Dead ran wollte, auf normale Länge (~45 min.) gekürzt. Dabei können natürlich verbindende Element verloren gegangen sein, die das Album weniger unfertig erschienen lassen hätten, indes man weiß es nicht. Dem Einsteiger sei deswegen neben "Each One Teach One" v.a. "The Wedding" ans Herz gelegt. Das im gesamten zwar etwas "beschaulicher" ist als das Frühwerk, aber eben daraus seine besondere Schönheit speist. Ebenso lohnt der Kauf der Split-EP "Atheists, Reconsider" mit den wahnsinnig großartigen Liars (zu denen gibt's später mal was). Denn da kann man zwei topknorke Bands für schmales Geld auf einer CD oder LP kennen lernen.

Da 'Schnurbaerte sind baeh' ja nicht QVC oder so ist, noch ein abschließender Hinweis: unbedingt empfehlenswert ist auch Oneidas Internetseite Enemy Hogs, neben den neuesten Neuigkeiten (klaro) unterhält jedes Mitglied, außer dem neu hinzugekommenen Double Rainbow (sonst auch bei Trans Am und den Fucking Champs), seine eigene kleine Kolumne, in der es entweder um Musik oder Klamauk oder beides oder ganz anderes geht.



Diskographie

A Place Called El Shaddai's (CD, Turnbuckle Records, 1997)

Best Friends b/w The Land of Bugs (7'', Turnbuckle Records, 1998)

Enemy Hogs (CD, Turnbuckle Records, 1999; wiederveröffentlicht von Jagjaguwar 2001)

Fat Bobby's Black Thumb (Split-7'' mit Songs: Ohia, Jajaguwar, 1999)

Steel Rod (EP, Jajaguwar, 2000)

Come On Everybody Let's Rock (CD, Jagjaguwar, 2000)

Street People (Split-12'' mit 25 Suaves, Bulb Records, 2001)

Anthem of the Moon (CD, Jagjaguwar,2001)

Anthem of the Moon (split-7'' mit Brother JT, Jagjaguwar, 2002)

Each One Teach One (2x12'', Version City;CD, Jajaguwar, beide 2002)

Atheists, Reconsider (Split-Ep mit Liars, CD, Arena Rock Recording Company; LP, Version City, beide 2002)

Anthem of the Moon (LP, Rocket Recordings, 2003)

Secret Wars (CD/LP, Jagjaguwar (U.S.), Rough Trade (Europe), Three Gut (Canada), 2004)

Nice: Splittin Peaches (CD/EP, Ace Fu, 2005)

The Wedding (CD/LP, Jagjaguwar (U.S.), Rough Trade (Europe), Three Gut (Canada), 2005)

Oneida/Plastic Crimewave Sound Split 12'' (12'', Brah Records, 2005)

Happy New Year (CD/LP, Jagjaguwar (U.S.), Rough Trade (Europe), wahrscheinlich* Three Gut (Canada), 2006)


*ließ sich nicht genau eruieren, aber nach dem Gesetz der Serie...

p.s. alle Bilder ausgeliehen von enemyhogs.com

Montag, September 18, 2006

Back in Town

König Balduin hat die Frage jetzt ja schon mehrfach aufgenommen, deswegen nur kurz: es gibt anscheinend Menschen, die sich dem Anschluß an die moderne Kommunikationstechnologie und somit dem Zugang zur einzigen, wahren Öffentlichkeit offenbar konsequenter verweigern, als es selbst ein fortschrittsungläubiger Pessimist wie ich für angemessen hält. Die Gründe dafür sind oft differenziert und manchmal auch diffizil, aber niemand ist gezwungen freiwllig zu Arcor zu gehen. Ein geschrotteter Computer ist da natürlich eher ein Argument.
Soviel dazu!

Schnurrbartträger des Monats August

Wie der I. Internationale Kongreß zur Bannung des Schnurrbartes gerade erst mitteilte wird für August 2006 kein Schnurrbarträger des Monats geehrt.

"Da" - so die Begründung - "sich kein würdiger Preisträger finden ließ und Mitleidspreise nicht vergeben werden, wird in diesem Monat kein Schnauzer XY ernannt.
(...) Der einzige halbwegs ernstzunehmende Kandidat (G. GraSS; Gründe sollten bekannt sein) ist schon mit Mitleidspreisen zuhauf ausgestattet (Preis der Gruppe 47, 1958; Georg-Büchner-Preis, 1965; Großer Literaturpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste, 1994; Nobelpreis für Literatur, 1999 etc.), so daß das Gremium sich genötigt sieht der Willenlosigkeit der meisten Preisverleihungen durch konsequente Nichtvergabe in diesem Monat ein Beispiel würdevollerer PreisträgerInnensuche zu geben."

Endergebnis botb 2006

hier