Bei
intro.de gibt es seit einiger Zeit nicht nur einen
Blog, sondern auch die Kolumne "Web2.0 und so...". In ihr stellt Autor
Moritz Sauer Neues, Irres, Banales und Normales aus den Weiten des Mitmachwebs vor. In der jüngsten Auflage geht es um das
von mir äußerst geschätzte social-networking-Portal MySpace. In der "
Planet MySpace" betitelten Kolumne kriegt der Gigant unter den Befreundungsportalen sein Fett weg und zwar weil es den Ansprüchen zeitgemäßen Webdesigns nicht entspreche, hui.
"Dachte jeder Web-Geek, wir hätten das Mittelalter des Internets mit bösen Tabellen-Layouts überwunden, dem grinst MySpace frech ins Gesicht: "Pech gehabt!"."
Und weiter :
"Statt benutzerfreundlichen Webseiten den Vortritt zu lassen, dreht das MySpace-Monster sinnvolle Standards genüsslich durch den Reisswolf und spuckt uns ein designtechnisches Horrorszenario vor die Füße."
Da werden gegen den Chefapologeten der totalen Verdummung aber mal ganz harte Geschütze aufgefahren. Anschließend wird noch mal eben der Kapitalismus gegeißelt. Denn hinter den angeblichen Verschönerungstools die man per Google-Suche finde, verstecke sich schließlich eine Seite durch die man an "einen geschickt eingebauten Google-Adsense-Werbeblock" gelange, denn "für nichts anderes wurden diese Seiten angelegt." Das nenne ich mal nicht nur verkürzte, sondern auch naive Kapitalismuskritik. Nur logisch, daß der "Datenkrake Google" nicht unerwähnt bleiben darf. Wo man es sich schon mal so schön bequem gemacht hat in der Web-von-unten-Position.
Unerwähnt will nämlich nicht gelassen werden, daß es - und diese Infromation ist bestimmt für die eine oder den anderen Schnurbärte-sind-bäh-Leser/in nicht gänzlich uninteressant - auch ein sehr gelungenes Pimp-my-MySpace-Tool gibt, nämlich dieses
hier.
Abschließend skizziert Herr Sauer dann noch eine mögliche Zukunft von MySpace als Musikverkaufsplattform ohne die klassischen Umwege Label, Vertrieb und Plattenladen. Allerdings nicht ohne den Seitenhieb, daß Murdoch dann bald Monopolist sei. Ach, so ein personifizierter Antikapitalismus ist doch immer wieder fein.
Natürlich ist das alles nicht ganz unrichtig, aber es ist eben nicht nur aus der Sicht des quietschebunten Mitmachwebs nur die halbe Wahrheit. Denn ästhetisch ist MySpace vielleicht nicht state of the art, genauswoenig wie btw Blogger, aber MySpace ist eben nicht nur vom Standpunkt des Webdesigns her die größte Zumutung seit Big Brother oder dem Kindergarten, der Grundschule und allem was danach kommt, sondern es ist v.a. aus kapialistischer Sicht konsequent, denn mit
Marx wissen wird, daß alles Kapital zum Monopol bzw zur Monopolisierung strebt. Also ist das Monopol kein Gegensatz zum Kapitalismus, sondern logische Konsequenz.
Oder um es mit Adorno zu Ende zu bringen:
"Die ästhetische Barbarei heute vollendet, was den geistigen Gebilden droht, seitdem man sie als Kultur zusammen gebracht und neutralisiert hat." (Adorno/Horkheimer, 2000: Dialektik der Aufklärung, S. 139)
Nämlich die Halbbildung. Jenes vor und von den Umständen dumme Alles-Wissen, das nie schweigt, dem wir aber alle immer und immer wieder anheim fallen.
eine schöne Gelegenheit noch mal dieses bereits von Julius gepostete Bild zu bringen
Daß es auch deutlich weniger radikale Positionen gibt um MySpace scheiße zu finden sollte klar sein, trotzdem werde ich hier mal einige kurz umreißen. Da ist zum ersten das Problem des
Datenschutzes. Dieser wird dank MySpace und seinem Bruder im Geiste YouTube im Moment im Selbstdarstellungsweb mehr als klein geschrieben, obwohl oder weil es so leicht wäre einigermaßen anonym durch die Weiten des virtuellen Weltalls zu rasen. Daß die gesammelten Daten nicht nur für Werbezwecke interessant sind, versteht sich in einer vor
Angst vor dem Terror paranoiden Welt von alleine. Aber auch aus computersicherheitsrelevanter Sicht ist MySpace ein rechtes Furunkel am Arsch des fröhlichen 2.0Webbers, da es als
Virenschleuder verschrieen ist, wie es in der realen Welt wohl nur der Karneval ist, wenn man sich mal die Erkältungs- und Grippegeschwächten der letzten Wochen anschaut.
btw, es gäbe fast einen Grund doch einen MySpace-Account zu haben, denn dann könnte ich "Freund" von den tollen Hrubesch Youth werden und das
hier.