Sonntag, August 06, 2006

Die Länder haben neue Drogen!

jede generation hatte und hat ihre drogen, seien es die verkifften endsechziger und frühsiebziger, die heroinabhängigen mittsiebziger bis frühachtziger, die von kokain angetriebenen babyboomer der achtziger jahre oder die von ecstasy und speed geprägten neunziger, die zugleich eine renaissance des haschisch erlebten. zugegeben bis dahin nichts aufregend neues und ebenfalls zugegeben, alkohol war auch immer ein treuer begleiter, entweder um mehr draufzukommen, runterzukommen oder die leere zu füllen. über gefahren und gefährlichkeiten der einzelnen substanzen kann man trefflich streiten, aber jetzt ist "a new drug in town". sie wird unter dem szenebegriff myspace.com gedealt. die gefahren sind bisher kaum abzuschätzen, aber die gefährdung wird selbst von wohlwollenden experten als extrem eingestuft.
die zahl der süchtigen/user wird auf knapp 95 millionen WELTWEIT geschätzt. wo man auch hinkommt, man wird immer jemanden treffen, der/die gerade von seinem/ihrem myspace-account redet und mit wem man sich gerade wieder angefreundet hat oder welche "supi-band"* man jetzt seinen freund nennen darf. schnell werden aus einem/einer mehrere und so ist das thema der nächsten stunden bestimmt. da es sich bei myspace.com um eine form des social networking handelt, fallen die süchtigen, oder besser kranken, nicht wie bei anderen drogen der apathie anheim, sondern bestechen durch hemmungslose fröhlichkeit.
die betroffenen zeigen alle symptome schwerster abhängigkeit, d.h. sie sind sowohl psychisch wie physisch von der regelmäßigen teilhabe am großen ganzen abhängig. in der fachsprache wird dieses verlangen auch als craving bezeichnet.
ein besonders tragisches beispiel, das einen trotzdem nicht rühren muß, findet sich hier. alles verzockt, geld weg, wohnung weg, sozial isoliert; das einzige was noch geblieben ist: durch den computer anonymisiertes virtuelles social networking.

über die ethischen (besitzer ist seit 2005 rupert mudoch), geschäftlichen und computersicherheitsrelevanten gefahren und obskuritäten von myspace.com kann man sich unter den entsprechenden links informieren!

bleib zum abschluß nur, dazu aufzuforden, das eigene umfeld genau zu beobachten, und sich mit möglicherweise betroffenen kritisch auseinanderzusetzen und diese gegebenenfalls ärztlicher hilfe und überwachung zuzuführen.
*szenenbegriff

7 Kommentare:

Julius Firefly hat gesagt…

Schon wieder ein Abrechnungsbeitrag?
Und die Suchtdefinition träfe auch auf den BotB zu.

Alles in allem ein unterhaltsamer Beitrag, nur leider ist die Faszination myspace (und ihre AnhängerInnen) bisher spurlos an mir vorbeigesurft. 6 Punkte.

(Wortbestätigung: "qeaeevil" - we are evil?)

Buttercup hat gesagt…

myspace war bisher nur als Seite für (un)lustige Videos bekannt. Klingt aber nicht nur nach Droge, sondern auch ein wenig nach Sekte, wo ich den Unterschied zeiehn würde, hmm, spontan keine Idee, aber egal.
Abrechnen, kann mensch machen, auch gern im Netz, so lange niemand mit mir abrechnet.
Trotz allem fehlte mir die letzte Würze, macht leider nur ne 7, da wäre aber vielleicht auch mehr drin gewesen.

Anonym hat gesagt…

zöllner: mir scheint, die abrechnung beginnt erst!!! sehr hübscher "hier"-link, aber leider keine bilder im beitrag selbst, daher 8 lustige punkte.

Julius Firefly hat gesagt…

"... und die Sehnsucht macht sich breit auf meinem Kissen" ist schon großes Kino, zugegeben.

Lustige Freunde hat er auch.

frank-rock hat gesagt…

Die Geschmäcker gehen tatsächlich auseinander. Wenn ich mir Euch so angucke fiel mir die BotB Parallele allerdings auch direkt auf.

Aber endlich mal jemand, der myspace auch Scheisse findet. Jetzt gewöhnt Euch nur noch MyTube ab...
Ich finds super - 9 Punkte.

Habt Ihr eigentlich alle nur Mitwohnis, die Ihr töfte findet?

Julius Firefly hat gesagt…

Nein.

Super-K hat gesagt…

Ein schöner beitrag zu einem thema unserer zeit. Scheinbar ist die problematik den meisten leserInnen dieses blogs aber eher weniger bekannt.
Da mir im eigenen Umfeld mehrere Abhängige bekannt sind, finde ich die Thematisierung wichtig und richtig.
Für das Aufgreifen eines wirklich brisanten Themas, die Aufbereitung in annehmbarer Länge und das anschauliche (abschreckende) Beispiel 9 Punkte von mir.