Gestern verheimlichte ich ja die genaue Geschichte der kleinen Anekdote über den Schnurrbart der Großmutter. Heute werde ich mal ein bißchen Licht ins Dunkel des gestrigen Posts bringen.
Wer mich in letzter Zeit mal getroffen hat, wird wissen, daß ich momentan ein bißchen von Neil Gaiman und seinem Werk besessen bin. Dazu zählt natürlich auch die tägliche Lektüre des
Blogs/Tagebuchs auf seiner
Homepage. Dabei stolperte ich kürzlich über mehrere Links zu overheardin...-Seiten. (zur Klärung des overheard-in-Phänomens gibt's
hier mehr) Da Gaiman die Seite von Minneapolis empfahl und ich mit Minneapolis nur eins verbinde, nämlich, daß es die Heimatstadt von der AmRep-Band Vertigo ist, von denen ich in den 1990ern ein
großer und wohl einer von
wenigen Fans war, wählte ich also die Seite
overheardinminneapolis.com aus. Dort war die dritte oder vierte Anekdote die von mir gestern gepostete. Tja, das ist schon die ganze Geschichte. Also eigentlich verdankt/e ihr und ich diese schöne Geschichte Neil Gaiman.

Nun also noch was zu
Neil Gaiman, auch wenn ich vermute, daß die meisten ihn eh kennen, aber egal. Angefangen hat bei mir alles mit
Neverwhere, das ich nach einigen Anlaufschwierigkeiten in wenigen Tagen aus gelesen hatte. Mir gefällt an
Neverwhere sowohl die Leichtigkeit der Sprache, die sorgfältige wie phantasievolle Beschreibung von Personen, Umgebungen und der Vergangenheit, die Verknüpfung des realen London mit fantastischen und phantasievollen Abenteuern (der Engel Islington, Earl's Court, der wandernde Markt etc.) als auch das unspektakuläre Ende, das nachdem das Abenteuer überstanden ist, keine versöhnlichen Gesten und große Visionen braucht.

Ziemlich schnell danach las ich dann
American Gods, das mich wegen der Story (alte Götter (europäische, asiatische, afrikanische, indigene des gesamten amerikanischen Kontinents) gegen neue Götter (moderne westliche, wie Fernsehen, Internet etc.)) begeisterte. Außerdem sind die Verknüpfungen von Lebenspraxis und Göttern grandios gelungen und die Anspielungen verdrehter oder "falsch" buchstabierter Namen auf die Götter sind humorvoll und gut ausgedacht/recherchiert. Das bunte Mischmasch der nordischen, osteuropäischen, afrikanischen und indigenen Götter macht das Buch außerdem zu einer bunten Entdeckungsreise durch die Geschichte von Ideen, Ritualen und Märchen. Wie bei
Neverwhere finde ich auch das unprätentiöse und beiläufige Ende sehr gut.

Dann kaufte ich mir bei Erscheinen
Anansi Boys, in dem Mr Nancy aus
American Gods wieder auftaucht und die Leben seiner Söhne durcheinander wirbelt. Es ist das erste Buch von Gaiman, das ohne extrem lange Hinleitung auskommt (bei
Neverwhere und
American Gods dauert es jeweils ~100 Seiten bevor die Geschichte Fahrt aufnimmt). Wieder stehen verschiedene Götter und ihre Beziehung zu Anansi (Mr Nancy) im Mittelpunkt der Geschichte, dies flankieren grundsätzlich die Auseinandersetzungen bzw das Kennenlernen der beiden Söhne von Mr Nancy, Fat Charlie und Spider. Im Gesamten gefallen hier wieder die detailverliebten Geschichten rund um den Protagonisten Fat Charlie und die Bedeutung des Gottes Anansi. Leider ist das Ende nicht so gelungen, da es explizite Enden für jeden Erzählstrang gibt, so daß eine der großen Stärken der anderen beiden Romane nicht genutzt wird.

Nach
Anasi Boys machte ich erstmal eine kleine Gaiman-Pause, nun bin ich aber dank der
Neverwhere-Fernsehserie, dem Film
Mirrormask und schlußendlich auch dem
Sandman-Comic wieder mittendrin in der düsteren, phantasievollen, tröstenden Welt von Neil Gaiman.
Mirrormask ist vielleicht eher was für jüngere Zuschauer, da die Story nicht so wahnsinnig komplex ist und der Film fast ausschließlich durch seine
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opulente Optik besticht. Die
Neverwhere-TV-Serie ist hingegen großartig, gut sie war ja auch die Vorlage/Vorgängerin des Romans. Im
Sandman stecke ich noch mittendrin, so daß es für ein endgültiges Fazit noch was früh ist, aber so viel lässt sich schon mal sagen, daß er die besten Elemente von
Neverwhere,
American Gods und
Anansi Boys verbindet, nämlich, ein ausgeprägtes Faible fürs Fantastische, Mystische, Historische und auch fürs Eklige, dabei jedoch immer genug Humor mitbringt. Einzig, daß der
Sandman etwas viel Ähnlichkeit mit Neil Gaiman hat, irritiert dann doch gehörig.
Für zukünftige Projekte wie die Filme
Stardust,
Caroline und
Beowulf, sowie neue Bücher (
Fragile Things eine Sammlung von Kurzgeschichten ist gearde erschienen) besucht man am besten regelmäßig
Neil Gaimans Homepage und liest das
Tagebuch.
p.s. zu dem im Wikipedia-Eintrag geäußerten unklaren Status von Neil Gaimans Scientology-Mitgliedschaft konnte ich leider auch nichts erhellendes finden